Agrarethik

Landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Anforderungen führen zu nationalen und internationalen sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Konflikten zwischen Interessengruppen. Ethische Normen dienen als Strategie zur Konfliktreduzierung.

Die Agrarethik formuliert kein neues universelles ethisches Konzept, sondern sucht nach praktikablen Wegen zur Anwendung von Standards in der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Produktion.

  • Ethik: Ein universelles Konzept von Normen und Lebensmaximen, das durch volle Verantwortung für andere geprägt ist – unabhängig von moralischer oder kultureller Zugehörigkeit.
  • Moral: Ein zeitgebundenes System aus traditionellen, gesellschaftlichen und religiösen Normen und Prinzipien, das die Interaktionen innerhalb bestimmter sozialer Gruppen reguliert.
  • Kultur: Die Gesamtheit der geistigen, spirituellen und künstlerischen Leistungen sowie der Werte einer Gesellschaft, die sich als Gemeinschaft fühlt – auch über nationale Grenzen hinaus. Gleichzeitig prägt Kultur das Verhalten einer Gesellschaft.
  • Angewandte Ethik: Reflexion universeller Normen im Hinblick auf spezielle Situationen, z. B. Bioethik, Medizinethik – hier Agrarethik.

Die Agroethik definiert den normativen Rahmen für eine verantwortungsbewusste landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Praxis in Produktion und Handel, wobei die Haftung für die Konsequenzen gegenüber allen beteiligten Parteien übernommen wird.

Dies schließt die Verantwortung für eine ausgewogene Umsetzung sozial-kultureller, ökologischer und wirtschaftlicher Anforderungen ein – als nachhaltige Grundlage für zukünftige Generationen.

Beste Agrarpraxis (BAP): gelebte Agrarethik

Im Geschäftsleben wird die Gesamtsteuerung eines Unternehmens durch das strategische Management bereitgestellt. Strategisches Management ist der Prozess der Festlegung der Unternehmensziele, der Entwicklung von Richtlinien und Plänen zur Erreichung dieser Ziele sowie der Zuweisung von Ressourcen zur Umsetzung dieser Richtlinien und Pläne. Es stellt die höchste Ebene der Managementtätigkeit dar. Die Ziele sollen sich nach agarethischen Standards ausrichten.

Das strategische Management landwirtschaftlicher Produktketten ist ein nützliches Instrument zur Selbstoptimierung, um die Produktionsqualität zu verbessern. In der Praxis existiert jedoch kaum eine klar abgegrenzte „monadische“ Produktkette für Agrarprodukte. Hinter dem Hoftor werden Rohstoffe meist für eine Vielzahl unterschiedlicher Endprodukte verwendet, was zu einer Art „Produktnetzwerk“ führt.

Daher werden für jedes Segment einer Produktkette Managementstrategien entwickelt, um die Interessen einzelner Stakeholder zu realisieren. Das Ergebnis von Verhandlungen entlang der Produktkette, einschließlich der Umsetzung von Good oder Best Agricultural Practices (GAP/BAP), hängt maßgeblich von der sozialen Verantwortung aller Beteiligten ab. Eine gegenseitige Zusammenarbeit führt zu einer verbesserten Nachhaltigkeit. Beispielsweise sollte der Handel darauf vertrauen können, dass landwirtschaftliche Praktiken seinen Anforderungen entsprechen, während Landwirte darauf zählen können sollten, einen Preis zu erhalten, der die Erfüllung dieser Anforderungen ermöglicht. Gleichzeitig sollte für den Verbraucher transparent sein, wie ein Produkt produziert und gehandelt wurde. Der Verbraucher wiederum sollte respektieren, dass qualitativ hochwertige Produkte nicht nachhaltig zu Dumpingpreisen produziert werden können. Während ein GAP/BAP-Ansatz Transparenz und Rückverfolgbarkeit für die landwirtschaftliche Produktion gewährleistet, existieren interne betriebliche Prüfungen, wie diverse Bewertungen der Geschäftsethik, zur Überprüfung der Qualität des Handels und des Einzelhandels mit Agrarprodukten. Wir bezeichnen ein Management dann als optimal, wenn es die Anforderungen aller Segmente entlang der Produktkette berücksichtigt und somit „empathisch“ handelt.

Im Hinblick auf das strategische Management landwirtschaftlicher Produktketten bieten die Schnittstellen zwischen den einzelnen Segmenten der Produktkette die Möglichkeit, die Qualität und Zuverlässigkeit der Informationsübertragung durch unabhängige Institutionen zu dokumentieren und zu bewerten. Dies könnte eine Grundlage für Empfehlungen an Stakeholder darstellen, welche Richtung sie wählen sollten, um die Qualität der Produktkette zu verbessern und die Nachhaltigkeit der betreffenden Produktkette zu erhöhen.

Publikationen

  • Feldmann, F. 2012: Integrierter Pflanzenbau – ein zukunftsfähiges Konzept für nachhaltiges Handeln in der Pflanzenproduktion. In: Meier, U. (Hrsg.): Agrarethik. Agrimedia. ISBN 978-3-86263-078-3 , p. 191-210.
  • Feldmann, F., Meier, U., Carstensen, C. 2010: Wege zu einer Agrarethik mit Produktionsstandards und Auditierung. In: Heling, A. (Hrsg: Der Ostseeraum und seine Wälder. oekom-Verlag München, ISBN 978-3-86581-206-3 ; 118-133.
  • Feldmann, F., 2009: Angewandte Ethik in der internationalen Land- und Forstwirtschaft - wie sichern wir die Qualität des Pflanzenschutzes in der Zukunft? Phytomedizin, 39 (2) 3.
  • Meier, U., Feldmann, F., 2009: Bioenergie-Transparenz durch Standards und Zertifizierung? Forschungsreport 1-2009, 26-29.
  • Feldmann, F., 2007: The Concept of Best Agricultural Practice, FF Publisher, ISBN 978-3-00-021432-5 ; 32p
  • Feldmann, F., 2007b: The Concept of Best Agricultural Practice,<br /> In: Alford, D.V, Feldmann, F., Hasler, J., Tiedemann, A. v.: Best Practice in Disease, Pest and Weed Management, BCPC, ISBN: 978-1-901396-82-9 , S. 126-127
  • Alford, D.V, Feldmann, F., Hasler, J., Tiedemann, A. v. (eds), 2007:Best Practice in Disease, Pest and Weed Management, BCPC, ISBN: 978-1-901396-82-9, 140p.
  • Meier, U., Feldmann, F. 2003: Bewertung der Produktionsqualität durch Selbstverpflichtung. 4. Symposium Phytomedizin und Pflanzenschutz im Gartenbau, Beiträge, ISSN 1728-9564, S. 211-213
  • Feldmann, F., 2003: Vorbildfunktion deutscher "Guter Landwirtschaftlicher Praxis" für außereuropäische Kooperationspartner und daraus erwachsende Aufgaben der Ressortforschung. In: Brockmeier, M., Flachowsky, G., v. Poschinger-Camphausen, U.: Statusseminar Welternährung-Beiträge zur globalen Ernährungssicherung, FAL Braunschweig, Sonderheft 258, 15-16
  • Feldmann, F., 2003: Riskante Produkte aus der Branchenkette verbannen, sichere aufnehmen – Gentechnik und Focus on Food Phytomedizin 33(4), 18-19